Auf zu Tisch!

Rippchen und Kraut,

fein Süppchen gebraut,

dazu noch Salat.

Alle schon satt?

Dann eben nicht.

 

Enten freuen sich drauf,

hör schon schnattern sie laut

am Tauberlauf.

Was heißt: Nicht erlaubt?

 

Schau doch, wie zierlich,

ja, gar zu possierlich

sie sich balgen, sich raufen!

Mußt sie nicht locken,

so fein sind die Brocken.

Welch ein Spaß! 

Nicht zu kaufen!

 

Ratten tanzen:

voller Ranzen

muß sich drehen

leicht zu sehen

jeden Abend.

Sehr erlabend

wie gar zierlich, 

wie possierlich

sie sich raufen.

Nicht zu kaufen

dieser Spaß.

Supp' im Naß.

 

Ente freut sich,

Ratte freut sich,

Opa freut sich auch:

jetzt kommt's Pistol heraus!

Schneller Tod

wechselt die Spur.

Geköpft, nicht geschlitzt.

LKW. Bus.

Sterbensarten.

 

Tuckernder Tod

quer in die Bahn.

Aufgespießt, nicht zermalmt.

Traktor. PKW.

Sterbensarten.

 

Mähwerk im Hals,

dunkle Sense.

Kein Glück

für den

auf dem Motorrad.

 

Läßliche Sünde.

Führerschein bleibt.

Paar Mark Strafe, paar Pünktchen.

Halali.

Es stirbt sich so schnell.

Bin

Wortmetz, Satzschmied, Sprachschnitzer

Nicht stimmgewaltiger Dichter

Wortwerker, nicht Poet

 

Bin

Anseher, Aufzeichner, Aufschreier

Fragenfinder und Sucher

Kassandra und Rufer

Zeichensetzer, Punktierer

 

Holzwurm im Denken

Wortskalpell

am offenen Herz

und

 

heiserer Troubador

von Halm, Baum und Stein

Was sei vom Leichtsinn Gegenteil?

Schwersinn? Den gibt's nicht, weil:

der leichte Sinn ward nie klar definiert,

da dies vom Leichtsinn leicht ins Abseits führt.

Mit leichten Sinnen zu genießen wär'

für uns in Deutschland, heißt es, schwer.

 

Wir kennen Leichtsinn nur im Negativ:

der macht sich's leicht, der Kerl, drum geht es schief.

Dem Trübsinn wären wir wohl eher verwandt:

in jedem noch so feinen Tröpfchen teutsche Eich' ihr Salzkorn fand.

Und Tiefsinn pflegten wir nicht erst seit Schopenhauer -

doch recht bedacht: geht's wirklich tief, sind wir schnell sauer.

 

Unsinn ist hierzuland' den Kindern nur gestattet

und Fernsehstars, vom Gagbereiten schon ermattet.

Irr- und auch Wahnsinn nutzen wir als lobend's Wort,

jedoch: wenn sie sich nah'n, laufen wir sofort fort.

Mit Kunstsinn überladen mag

sich keiner, auch kein Künstler, Tag für Tag.

 

Stumpfsinn - ein Wort, das manches wohl beschreibt -

ist rar geworden, seit er um sich greift.

Fällt auf, daß offensichtlich ein Tabu

deckt, was verbreitet - Schwersinn - gnädig zu. 

Schwersinn: ein Sinn, der fest am Boden klebt, am hundert Jahr' bewährten, alten,

dem's nicht gelingt, zu Witz, zu Geist sich zu entfalten.

 

Und überhaupt: vom Sinn ganz generell wir uns entfernen,

je mehr, je besser informiert wir werden.

Seit jeder theoretisch alles wissen könnte,

ist's selten, daß man einem Geist vergönnte,

zu äußern sich vor breiter'm Publikum:

das int'ressiert doch nicht! Punktum.

Politisch Verfolgte

genießen Asylrecht in Deutschland.

Politisch Verfolgte

fliehen vor Nachteil, Hunger und Tod.

Der politisch Verfolgte

flieht vor der Folter.

Hat er sie überlebt,

weist er sie nach -

oder nicht. 

 

Wie rar doch sind Folt'rer,

die ihre Taten quittieren

mit Ort, Datum, Uhrzeit,

geschäftlichem Usus entsprechendem Krakel

unter dem Text...

 

Wirtschaftsflüchtlinge

fliehen vor Nachteil, Hunger und Tod.

Asylrecht

genießen sie nicht:

Nicht en gros, nicht en detail.

Verhungerte wären Beweis,

doch der Nachweis fällt schwer.

Und überhaupt:

genießen Tote Asylrecht?


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